PlatonAristotelesEpikurSpinozaLockeKantHegelMarxAdornoMarcuseBloch

Verein zur Förderung des dialektischen DenkensText Vereindialektik

Erinnyen AktuellPhilosophieseiteSchuledialektik InternetkurseDialektikvereinBuchladenTagebuch WeblogRedakteur privat

button
button
button
button
button
button
button
button
button

 

newsletterbutton

rssfeedbutton

 

 

kapitaltitel


Drucktext

Einige Anmerkungen
zum marxschen Wertbegriff

(Ergänzung zur Kritik der Jungen Linken an Michael Heinrich)


Die ersten Kapitel des marxschen Hauptwerkes „Das Kapital“ Band I (im Folgenden „K I“(0)) ist keine Darstellung der historisch vorausgehenden Ökonomie der einfachen Warenzirkulation, wie Engels meint, denn eine Durchschnittsarbeitszeit kann es erst geben unter einer entwickelten kapitalistischen Produktionsweise (freier Markt, Privateigentum an Produktionsmitteln usw.). Es sind auch keine bloß logisch entwickelten Begriffe als Voraussetzung der späteren Analyse, denn die hier entwickelten Bestimmungen sind real (1), sie sind Momente als Erscheinungen („ungeheure Warenansammlung“) oder des Wesens („Wertform“, „Äquivalentform“) dieser Produktionsweise. Wie jeder Autor, der seinen Gegenstand in seiner Totalität darstellen will, muss auch Marx mit einfachen Bestimmungen anfangen und sie immer mehr in einer systematischen Analyse differenzieren, mit anderen Bestimmungen anreichern usw. Dies kann man nun ausnutzen, wie es einige bürgerliche Marxinterpreten machen, und den Anfang für das Ganze erklären. (2)

Erklärt man die ersten Kapitel zum ganzen Marx oder sagt, darin sei in nuce bereits die ganze Kapitalanalyse enthalten (wie Heinrich (3)), dann verhält man sich so, als nähme man einzelne Axiome und die daraus folgenden mathematischen Gebilde, käme aber nicht mehr zur Differenzial- und Integralrechnung und deren Axiome. Ein solches Verfahren ist absurd und kann sich nur dann ergeben, wenn man den Gegenstand als Ganzen nicht begreifen will oder ein ideologisches Interesse an seiner Verfälschung hat. Konkret machen dies die „Zirkulationsmarxisten“, die den Wertbegriff lediglich als gesellschaftliches Verhältnis, aber nicht als Begriff bestimmen, in dem ein Herrschaftsverhältnis enthalten ist. Mit der Entwicklung des Kapitalbegriffs (Zweiter Abschnitt von K I) zeigt Marx, dass die allgemeine Formel des Kapitals widersprüchlich ist, sie basiert auf dem Äquivalententausch in der Zirkulationssphäre, enthält am Schluss eines Kreislaufs des Kapitals aber mehr Wert, als in diesen Kreislauf investiert wurde (Geld – Ware – Geld + Gewinn / G-W-G’). Die Auflösung dieses Widerspruchs durch Teilung führt auf den Begriff des Mehrwerts, der in der Produktionssphäre entsteht (und neue Widersprüche hervorruft).

Jede Ware enthält  einen Neuwert, der von den Arbeitern (4) produziert wird. Dieser Neuwert, so demonstriert Marx, teilt sich auf in notwendige Arbeit, die dem Lohn des Arbeiters entspricht, und die Arbeit, durch die der Arbeiter darüber hinaus Wert bildet, die Mehrarbeit oder den Mehrwert. (Die notwendige Durchschnittsarbeit für die „zur Produktion einer Ware überhaupt gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit“ (K I, S. 231, Anm. 29 aus dem Ersten Abschnitt ist hier weiter vorausgesetzt, denn ohne sich dieser anzunähern, wäre die Ware nicht verkäuflich.) Die Abschöpfung aber von Mehrarbeit ist Ausbeutung und beruht auf einem Herrschaftsverhältnis des Eigentümer der Produktionsmittel über den zwar rechtlich freien, aber ansonsten eigentumslosen Arbeiter.

Zurück zum Anfang der Seite

Abstrahiert man nun von der weiteren Analyse bei Marx nach dem Ersten Abschnitt, abstrahiert man von der Bildung des Mehrwerts in der Produktionssphäre,  oder erklärt man diese für unwesentlich, dann hat man einen nur halb bestimmten Begriff vom Wert, der zwangläufig zu einer falschen Auffassung von Kapitalismus führen muss und entsprechend zu falschem Handeln in oder gegen diese Ökonomie.

Das kapitalistische Herrschaftsverhältnis ist ein Gewaltverhältnis, nicht nur weil die Eigentumsverhältnisse die Arbeitenden als Masse von den Produktionsmitteln trennen, sodass sie gezwungen sind, ihre Arbeitskraft zu verkaufen, um leben zu können. Es ist auch ein Gewaltverhältnis, insofern die Aufteilung des Arbeitstages in notwendige Arbeit und Mehrarbeit kein Maß hat, das dieses Verhältnis rational festlegen könnte. Der Arbeiter hat das Recht, sowenig wie möglich Mehrarbeit zu leisten, mehr Konsummittel (Lohn) und einen kürzeren Arbeitstag zu fordern, um seine Arbeitskraft zu erhalten und nicht vorzeitig zu verschleißen; das Kapital hat das Recht, soviel wie möglich Mehrarbeit einzufordern, denn es hat den Arbeiter für den ganzen Tag gemietet und es kann auf die Konkurrenzfähigkeit verweisen, die bei verringerter Ausbeutung nicht mehr gewährleistet ist.

„Es findet hier also eine Antinomie statt, Recht wider Recht, beide gleichmäßig durch das Gesetz des Warentausches besiegelt. Zwischen gleichen Rechten entscheidet die Gewalt.“ (K I, S. 249) Das ist der Klassenkampf zwischen der Gesamtheit der Kapitalbesitzer und der Gesamtheit der Lohnarbeiter, das ist die Arbeiterklasse.

Die Bestimmung von Ware, Wert, Geld und Kapital als gesellschaftliche Verhältnisse ist nicht ausreichend, denn jede Ware (Geld, Kapital) impliziert im Kapitalismus immer ein Herrschaftsverhältnis, damit ein Gewaltverhältnis und damit den Klassenkampf als notwendig (in welchen Formen er sich auch äußert). Der private Tausch zum Zwecke des Konsums wie der Austausch von Produktionsmitteln bestätigt und perpetuiert dieses Herrschafts- und Gewaltverhältnis mit all seinen Folgen. Man kann also nicht bloß die Zirkulationssphäre reformieren, eine „gerechte Verteilung“ der Produktion im Kapitalismus versuchen durchzusetzen und meinen, dies führe zu einer befreiten Gesellschaft. Der Kapitalismus ist nicht reformierbar, man muss ihn als Produktionsweise abschaffen, wenn man eine nicht-entfremdete Gesellschaft will.

Da der Mehrwert und mit ihm das Herrschafts- und Gewaltverhältnis zwar in der Produktion erzeugt wird, aber sich nur in der Zirkulationssphäre realisieren kann, folgt daraus: Jeden Einkauf, den du tätigst, jedes Geldstück, das du tauscht, jeden Handschlag, den du für einen „Arbeitgeber“ verrichtest, jeden Gedanken, den du in den Betrieb einbringst, bestätigt und prolongiert dieses Herrschaftsverhältnis. So sind wir alle in einem allgemeinen Schuldzusammenhang eingebunden, den wir nur entrinnen können durch Revolution, die Abschaffung der bestehenden Produktionsweise.

Zurück zum Anfang der Seite

Zitate gegen den Zirkulationsmarxismus

Die Junge Linke sagt, dass sie argumentieren und sich nicht auf die Autorität von Zitaten verlassen wollen, wie das in den 70er Jahren mit Marxzitaten üblich war. Denn ein solches Zitat kann nur auf die Autorität von Marx verweisen, das Argument der Autorität, das wusste schon Thomas von Aquin, ist jedoch das schwächste Argument. Dem stimmen die Erinnyen zu, weisen aber darauf hin, dass Zitate schon Argumente enthalten können oder sie in einem Zusammenhang gestellt werden können, sodass sie eine argumentative Funktion haben. Im Übrigen sind die klassischen Formulierungen ein sprachlich gelungener Ausdruck der Sache, man muss das Rad nicht immer wieder neu und mit schlechteren Formulierungen erfinden. Die folgenden Hinweise und Zitate sollen zum Weiterlesen anregen…

Was ist „Zirkulationsmarxismus“ nach Hanloser/Reitter?

„Der Ausdruck Zirkulationsmarxismus wurde von uns gewählt, um einen ganz bestimmten Umgang mit der Marxschen Kapitalanalyse auf den Begriff zu bringen. Wir sprechen absichtlich nicht von ‚Interpretation‘; der Zirkulationsmarxismus interpretiert die Untersuchungen von Marx nicht in einer besonders eindeutigen und ausgewiesenen Weise, sondern existiert als Wirkung, als Effekt einer bestimmten Lektürestrategie: Die Lektüre des Kapital  stützt sich primär auf die ersten Abschnitte des ersten Bandes. Suggeriert wird, dies genüge, um ein allumfassendes Verständnis der kapitalistischen Produktionsweise zu gewinnen. (…) Der Zirkulationsmarxismus unterschlägt systematisch den auf den darauf folgenden Seiten dargelegten Wechsel, den Marx im Kapital vornimmt. (…) Ironischer Weise endet der Weisheitsvorrat des Zirkulationsmarxismus exakt dort, wo auch viele ungeduldige LeserInnen, die sich Marx aneignen wollen, den dicken blauen Band zuschlagen: irgendwo nach dem Fetischkapitel. Immerhin, so tröstet sich mach eine/r, das Wesentliche hab ich von Marx mitbekommen. Dem ist nicht so. (…) Wir sind nicht der Meinung, dass es den  Zirkulationsmarxismus als umfassende, eigenständige Strömung gibt.“ (Hanloser/Reitter: Zirkulationsmarxismus, S. 4 – 7)

Allgemein Kritik am Zirkulationsmarxismus:

„Dass Widerstand, Klassenkampf, Aufbegehren dazu führen, Fetischverhältnisse zu relativieren und zu durchschauen, wird systematisch vom Zirkulationsmarxismus ausgeschlossen. Der Zirkulationsmarxismus leugnet den substanziellen Zusammenhang von Erkenntnis und Erfahrung im Klassenkampf. An die Stelle des Zusammenhangs von gesellschaftlichen Sein und Einsicht tritt schriftliche Aufklärung und Lektüre-Empfehlung.“ (Hanloser/Reitter, S. 30) Die kritisierte Reduktion auf Lektüre darf aber nicht heißen, Lektüre und Erfahrung gegeneinander auszuspielen. Ohne Schrift und Lektüre bliebe die Erfahrung blind.

Reduktion der Analyse auf den Begriff der Ware:

„Der US-amerikanische Marxist Loren Goldner hat darauf hingewiesen, dass die Ware bloß ein vermittelndes Element der kapitalistischen Produktionsweise darstellt: ‚Wo Hegel bei der ‚sinnlichen Gewissheit’ beginnt und herausfindet (besser: unterstellt, Erinnyen), daß diese das absolute Wissen als Voraussetzung hat, beginnt Marx mit der Ware, der ‚Zelle’ der kapitalistischen Produktionsweise, und zeigt, daß diese die Bewegung des gesellschaftlichen Gesamtkapitals zur Voraussetzung hat.’ An die Stelle dialektischer Figuren setzt Jappe ein logisch-lineares Ableitungsverhältnis.“ (Hanloser/Reitter, S. 29) Im Unterschied zu Hegels Idealismus sind bei Marx die Stellen im System der Darstellung aufgezeigt, wo das Nichtsystematische vorausgesetzt ist: die äußere Natur, die ursprüngliche Akkumulation als Orgie der Gewalt, die Natur des Menschen und das Selbstbewusstsein der Arbeiter, die ihre Lage durchschauen und Widerstand leisten können. (Vgl. dazu Kuhne: Zitat bei Marx, S. 100 f.)

Ironische Paraphrasierung der Zirkulationssphäre durch Marx:

„Die Sphäre der Zirkulation oder des Warentausches, innerhalb deren Schranken Kauf und Verkauf der Arbeitskraft sich bewegt, war in der Tat ein wahres Eden der angebornen Menschenrecht. Was allein hier herrscht, ist Freiheit, Gleichheit, Eigentum, und Bentham. Freiheit! Denn Käufer und Verkäufer einer Ware, z.B. der Arbeitskraft, sind nur durch ihren freien Willen bestimmt. Sie kontraktieren als freie, rechtlich ebenbürtige Personen. Der Kontrakt ist das Endresultat, worin sich ihre Willen einen gemeinsamen Rechtsausdruck geben. Gleichheit! Denn sie beziehen sich nur als Warenbesitzer aufeinander und tauschen Äquivalent für Äquivalent. Eigentum! Denn jeder verfügt nur über das Seine. Bentham! Denn jedem von den beiden ist es nur um sich zu tun. Die einzige Macht, die sie zusammen und in ein Verhältnis bringt, ist die ihres Eigennutzes, ihres Sondervorteils, ihrer Privatinteressen. Und eben weil so jeder nur für sich und keiner für den andren kehrt, vollbringen alle, infolge einer prästabilierten Harmonie der Dinge, oder unter den Auspizien einer allpfiffigen Vorsehung, nur das Werk ihres wechselseitigen Vorteils, des Gemeinnutzes, des Gesamtinteresses.
   Beim Scheiden von dieser Sphäre der einfachen Zirkulation oder des Warentausches, woraus der Freihändler vulgaris Anschauungen, Begriffe und Maßstab für sein Urteil über die Gesellschaft des Kapitals und der Lohnarbeit entlehnt, verwandelt sich, so scheint es, schon in etwas die Physiognomie unsrer dramatis personae. Der ehemalige Geldbesitzer schreitet voran als Kapitalist, der Arbeitskraftbesitzer folgt ihm nach als sein Arbeiter; der eine bedeutungsvoll schmunzelnd und geschäftseifrig, der andre scheu, widerstrebsam, wie jemand, der seine eigne Haut zu Markt getragen und nun nichts andres zu erwarten hat als die – Gerberei.“ (K I, S. 189 ff.)

Marx zur Produktion von Mehrwert, ein Begriff, der im Zirkulationsmarxismus meist vernachlässigt wird:

„Der Wert der Arbeitskraft und ihre Verwertung im Arbeitsprozeß sind also zwei verschiedne Größen. Diese Wertdifferenz hatte der Kapitalist im Auge, als er die Arbeitskraft kaufte. Ihre nützliche Eigenschaft, Garn oder Stiefel zu machen, war nur eine conditio sine qua non, weil Arbeit in nützlicher Form verausgabt werden muß, um Wert zu bilden. Was aber entschied, war der spezifische Gebrauchswert dieser Ware, Quelle von Wert zu sein und von mehr Wert als sie selbst hat.“ (K I, S. 208)

Marx zur Bestimmung von konkreter und abstrakter Arbeit bei der Kapitalproduktion:

Man sieht: der früher aus der Analyse der Ware gewonnene Unterschied zwischen der Arbeit, soweit sie Gebrauchswert, und derselben Arbeit, soweit sie Wert schafft, hat sich jetzt als Unterscheidung der verschiednen Seiten des Produktionsprozesses dargestellt.
   Als Einheit von Arbeitsprozeß und Wertbildungsprozeß ist der Produktionsprozeß Produktionsprozeß von Waren; als Einheit von Arbeitsprozeß und Verwertungsprozeß ist er kapitalistischer Produktionsprozeß, kapitalistische Form der Warenproduktion.“ (K I, S. 211)

Wenn der oberste Zweck der Produktion im Kapitalismus die Produktion von akkumulierbaren Mehrwert ist (vgl. Bensch: Reichtum, S. 51 f.), dann ist der Gebrauchswert einer Ware für das Kapital ihre Verkäuflichkeit - der unmittelbare Gebrauchswert für den Kunden dagegen eine notwendige Nebensächlichkeit. So sagt Marx über den Gebrauchswert für den Kunden:
   „Der Gebrauchswert ist überhaupt nicht das Ding qu’on aime pour lui-même (das man um seiner selbst willen liebt) in der Warenproduktion. Gebrauchswerte werden hier überhaupt nur produziert, weil und sofern sie materielle Substrat, Träger des Tauschwerts sind.“ (K I, S, 201) Dieser Gedanke wird schon im Ersten Abschnitt des Kapital Band I im Verhältnis von konkreter und abstrakter Arbeit angedeutet.

Ein Beispiel aus eigener Erfahrung zum Gebrauchswert von Waren:

Beim Kauf von Wanderstiefeln hat man eine Garantie von ca. ein bis drei Jahren. Halten sie solange, dann hat der Gebrauchswert als conditio sine qua non des Tauschwerts seine Rolle im Warentausch erfüllt. Würden die Schuhe bei mäßigem Gebrauch ein Erwachsenenalter lang halten (30 – 40 Jahre), dann würde die Produktion von Wanderschuhen bald zum Erliegen kommen. Also werden die Sohlen und die Dämmstoffe  aus Kunststoff so konstruiert, dass sie nach ca. zehn Jahren zerfallen. Da dies bei mir gleichzeitig mit beiden Schuhsohlen geschah, muss dies am Material liegen. Ähnlich ist das auch mit dem Klebstoff von Taschenbüchern. Diese halten gewöhnlich nicht länger als fünf Jahre, dann werden sie brüchig. Dass Produkte überhaupt eine gewisse Haltbarkeit haben, muss im Kapitalismus vom ideellen Gesamtkapitalisten, dem Staat, den Einzelkapitalen per Gesetz aufgezwungen werden.

Das moralische Moment der Marxschen Kapitalismuskritik wird im Zirkulationsmarxismus systematisch ausgeblendet:

Der Zirkulationsmarxismus sieht die marxsche Kapitalanalyse lediglich als systematische begriffliche Fassung ihres Gegenstandes. Das ist sie bei Marx auch, aber nicht nur. Denn wäre sie bloße wissenschaftliche Darstellung, dann wäre sie keine „Kritik der politischen Ökonomie“. Wobei „Kritik“ die wissenschaftsimmanente Kritik falscher Vorstellungen z.B. an den Klassikern der Ökonomie oder den Vulgärökonomen bedeutet (insofern ist jede Wissenschaft Kritik) und zugleich auch das agitatorische Moment der Theorie betont, die Resultate der Ökonomieanalyse als Grund für deren Abschaffung zu nehmen.

„Die empirisch-historischen Passagen sind gleichwohl, aber in anderer Hinsicht, die Konsequenz aus dem Ungenügen der diskursiven Darstellung. Die begriffliche Darstellung des Kapitals ist notwendig auch dessen Affirmation. Noch die Offenlegung der Herrschaft im Begriff des Mehrwerts ist insofern deren theoretische Rechtfertigung, als der Begriff mit der Sache notwendig übereinstimmt. Die Negativität des erkannten Gegenstandes ist rein begrifflich nicht darzustellen, wenn die Darstellung Kritik des Dargestellten sein soll. Als Theorie ist die Kritik der politischen Ökonomie darauf festgelegt, die wesentlichen Bestimmungen des Gegenstandes ‚naturwissenschaftlich treu zu konstatieren’. Nicht anderes als in der Theorie Ricardos erscheinen in ihr etwa die Arbeiter ‚als das, was sie in der kapitalistischen Produktion sind – bloße Produktionsmittel, nicht Selbstzweck und nicht als Zweck der Produktion’ MEW 26.2., S. 549). Marx hat schon früh Ricardos wissenschaftliche Redlichkeit darin gesehen, daß dieser den realen Zynismus der Verhältnisse ausspricht.“ (Kuhne: Zitat, S. 100)

„Die Notwendigkeit der Kritik ist ihrerseits rein diskursiv nicht begründbar. Das der gesellschaftlichen Realität transzendente Moment der Kapital-Kritik ist ihr moralisches Moment. Was die vernünftigen Sinnenwesen nach Kant individualisiert, ohne sie zugleich einer ihnen heteronomen Allgemeinheit zu unterwerfen, ist, daß sie als in sich reflektierte Individuen Subjekte der Moralität sind. Als Adressat des Sittengesetzes ist jeder Einzelne Zweck an sich selbst.“ (A.a.O., S. 100)

Zurück zum Anfang der Seite

Anmerkungen

(0) Marx wird zitiert nach den Marx-Engels-Werken (MEW), Berlin 1965 ff. Das Kapital wird zitiert als K I und Seite.

(1) „real“  ist universalienrealistisch zu verstehen. Marx fällt deshalb nicht hinter Kant mit seiner Unterscheidung von Erscheinung und Ding an sich zurück, wie die „Junge Linke“ meint, denn diese Unterscheidung bezieht sich bei Kant auf Naturdinge, die kapitalistische Ökonomie ist aber ein – wenn auch entfremdetes - Produkt menschlicher Tätigkeit und deshalb auch in ihrem inneren Wesen begreifbar, also auch universalienrealistisch darstellbar. Vgl. Mensching: Nominalistische und realistische Momente des Marxschen Arbeitsbegriffs, in: Krise und Kritik. Zur Aktualität der Marxschen Theorie, Lüneburg 1983, S. 53 - 72.

(2) Vgl. dazu ausführlicher Gerhard Hanloser/Karl Reitter: Der bewegte Marx. Eine einführende Kritik des Zirkulationsmarxismus, Münster 2008.

(3) Vgl. dazu die Kritik an Heinrich durch die „Junge Linke“ in: …

(4) In der marxologischen Diskussion ist es üblich geworden, „ArbeiterInnen“ zu schreiben (vgl. Hanloser/Reiter, u.a. S. 46), um auch die weiblichen Lohnabhängigen einzuschließen. Abgesehen von der Verhunzung der Sprache, die auf Heidegger zurückgeht, und der Unmöglichkeit, ein solches Wort laut vorzulesen, liegt darin das Missverständnis, als ob ein grammatisches Geschlecht zugleich ein biologisches wäre (vgl. das Mädchen). In dem Begriff „Arbeiter“ sind selbstverständlich männliche und weibliche Arbeitskräfte gemeint. Nur wenn man das Geschlecht betonen will, ist es angebraucht, ein Adjektiv davor zu setzen.

Zurück zum Anfang der Seite

Lektüreempfehlungen zum Studium
des „Kapitals“ von Marx:

Bensch, Hans-Georg: Vom Reichtum der Gesellschaften, Lüneburg 1995.

Das Automatische Subjekt bei Marx. Studien zum Kapital, Lüneburg 1998.

Gaßmann, Bodo: Ökonomie. Eine populäre Einführung in die „Kritik der politischen Ökonomie“, Garbsen 1993.

Hanloser, Gergard/Reitter, Karl: Der bewegte Marx. Eine einführende Kritik des Zirkulationsmarxismus, Münster 2008.

Kritik und Krise. Zur Aktualität der Marxschen Theorie II, Lüneburg 1989.

Kuhne, Frank: Begriff und Zitat bei Marx, Lüneburg 1995.

Link zum Film über die 13. Linke Literaturmesse in Nürnberg:

http://www.mediendialektik.de/video/flaspla/linkelitmesseinternetflashmedium.flv

 

Zurück zum Anfang der Seite

Zum Text der Jungen Linke

divider

Hier können Sie Ihre Meinung äußern,
         einen Beitrag in unser Gästebuch formulieren,
              Kritik üben oder
                    mit uns Konrakt aufnehmen...

Geben Sie uns Ihre Meinung

dividerstern

 

Datum

Unsere Internetpräsenz im Überblick

Eingreifendes Denken mit historischer Aktualität:

Erinnyen Aktuell

Nachrichten aus dem beschädigten Leben:

Internettagebuch

Die neuesten Artikel auf unserer Webpräsens insgesamt:

Überschriften

Unsere Zeitschrift für materialistische Ethik:

Zeitschrift für materialistische Ethik Erinnyen

Audios, Lesungen und mündliche Vorträge:

Potcast

Unsere Internetkurse zur Einführung in die Philosophie:

Schuledialektik

Unsere Selbstdarstellung in Englisch:

Englische Seite

Die Privatseite unseres Redakteurs und Vereinsvorsitzenden:

Redakteur B. Gassmann

Unser Internetbuchladen:

Erinnyen Nr. 9 Bild

Ethiktiel Abbildung

Logiktitel Bild

Die letzten Ausgaben der Erinnyen können Sie kostenlos einsehen oder herunterladen:

Abildung Titel Erinnyen Nr. 15

Erinnyen Nr. 16 Titelbild

Erinnyen Nr. 17 Titelbild

 

Erinnyen Nr. 18

Logo Erinnyen Nr. 18

 

 

 

 

 

 

 

 

Zum Impressum

© Copyright:

Alle Rechte liegen beim Verein zur Förderung des dialektischen Denkens, e.V. Die Inhalte der Website können frei verwendet werden, wenn nichts anderes vermerkt wird, soweit sie nicht verfälscht dargestellt werden und ein Quellenvermerk angebracht wird. Ausnahmen bilden als wissenschaftlich gekennzeichnete und namentlich genannte Beiträge. Hier liegen die Rechte allein bei den Autoren.

Letzte Aktualisierung: 22.09.2010